Freitag, 25. Januar 2019

Traumtänzerin (Alicia Zett)

Traumtänzerin (Alice Zett)
400 Seiten | € 12,99 [D] | Taschenbuch | 4 /5 Herzchen
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INHALT
Charlie steht kurz vor dem Abitur, mit ihrem Vater redet sie kaum noch ein Wort und in der Schule würde sie sich am liebsten unter einem Tarnumhang verstecken. Denn Charlie hat ein Geheimnis, das sie nicht einmal ihren zwei besten Freunden anvertrauen kann. Sie hat sich in ein Mädchen verliebt - genauer gesagt in ihre beste Freundin Mia. Während Charlie nur Augen für Mia hat, entgeht ihr, dass jemand anderes alles tut, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen ...

DER ERSTE SATZ
Das Leben ist schon komisch.

MEINE MEINUNG
Ich folge Alicia schon seit knapp zwei Jahren auf YouTube und als es hieß, dass sie ein LGBT-Buch veröffentlicht, war mir sofort klar: Das muss ich lesen! [Hier geht es zu Alicias YouTube-Channel, falls du mehr erfahren willst.]
Schon nach den ersten Seiten wusste ich, dass ich dieses Buch lieben würde. Charlie, die achtzehnjährige Protagonistin und ich könnten uns kaum ähnlicher sein und zu oft habe ich mich in ihren Gedankengängen wiedererkannt. Die Angst vor dem Coming-Out, die Demütigung sowie Abwertung durch das Mobbing als auch ihre Rolle in der nicht mehr intakten Familie machen sie zu einem zurückhaltenden Charakter, der so viele Worte in sich trägt, diese aber nie ausspricht. Auch gut gefallen haben mir Charlies zwei beste Freunde: der extrovertierte Luke und die quirlige Mia. Auch wenn die beiden sich von der Protagonistin sehr unterscheiden hat die Atmosphäre und Interaktion bei diesem Trio einfach gestimmt.
Ebenfalls authentisch geschildert wurde Charlies Familiensituation, bei der vor allem Alkoholismus und häusliche Gewalt thematisiert werden. Bei diesen Szenen wurde ich als Leser zum Teil sehr wütend und traurig zugleich. Des Weiteren erklären diese Szenen, insbesondre Charlies Erinnerungen, warum sie so ein stiller Mensch ist. Und ich lehne mich mal hier ganz weit aus dem Fenster und wage zu behaupten, dass hier auch das Thema »Trauma« angeschnitten wird (ob beabsichtigt oder nicht- es ist so wichtig aufzuzeigen, dass man aus solchen Extremsituationen NICHT strak hervorgeht, sondern tiefe unsichtbare innere narben davonträgt, die einen für das gesamte Leben prägen).

S. 153

Die Liebesgeschichte zwischen Charlie und Viky hat sich in einem schönen und angemessene Tempo entwickelt, wobei ich mir einen längeren Zeitraum für diese Beziehung gewünscht hätte um ihr noch etwas Tiefgang zu verleihen. So kratzt das Ganze leider nur an der Oberfläche. Ebenso habe ich zu kritisieren, dass Charlie Viky, die eine ihrer Peiniger war, zu schnell vergibt. Hier wäre es meines Erachtens passender gewesen, sie als Mitläufer darzustellen, der nicht aktiv am Mobbing-Prozess beteiligt ist.
Zudem möchte ich erwähnen, dass man als Leser merkt, wie persönlich und intim dieser Roman ist. Das hat mir gut gefallen, da man sich so auf einer ganz anderen Ebene auf die Geschichte einlassen und in diese eintauchen kann.
Alicias Schreibstil ist flüssig und somit leicht verständlich, an manchen Stellen aber auch ausschweifend und metaphorisch. Diesen Mix fand ich sehr ansprechend, sodass ich nur so über die Seiten geflogen bin und mir stets dachte: »Ach, nur noch EIN Kapitel.« (Dabei ist es natürlich nie geblieben). Lediglich einige Ausführungen erschienen mir als überflüssig und vor allem die sexistischen Anmerkungen Beschreibungen zu Beginn haben mich gestört.
Das Ende des Buches war mir etwas zu kitschig zu leicht für die ganzen Probleme, die sich im Laufe der Handlung angehäuft und entwickelt haben, wobei ich aber die Auflösung des Konflikts zwischen Charlie und Viky gelungen fand.

FAZIT
Ein äußerst gelungener Debüt-Roman, der die erste Liebe zwischen zwei jungen Frauen thematisiert. (Ich brauche mehr davon!) Und: ich will UNBEDINGT einen zweiten Teil!
4 / 5 Herzchen

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