Freitag, 4. Dezember 2020

Spinster Girls- Was ist schon normal? (Holly Bourne)

Spinster Girls- Was ist schon normal? (Holly Bourne)
416 Seiten | € 10,95 [D] | Taschenbuch | 4,5 Herzchen
Band eins von drei
Verlag (dtv) | pustet.de

INHALT
Alles, was Evie will, ist normal zu sein. Und sie ist schon ziemlich nah dran, denn immerhin geht sie wieder zur Schule, auf Partys und hat sogar ein Date. Letzteres entpuppt sich zwar als absolutes Desaster, dafür aber lernt sie dadurch Amber und Lottie kennen, mit denen sie den Spinster Club gründet. Doch schafft sie es auch, mit ihren neuen Freundinnen über ihre Krankheit zu sprechen?

DER ERSTE SATZ
Alles begann mit einer Party.

MEINE MEINUNG
Dieses Buch wurde vor ein oder zwei Jahren (vielleicht ist es auch schon länger her) auf Instagram wahnsinnig gehypet und wie es das Schicksal so möchte, habe ich dieses Jugendbuch erst dann gelesen, als kein Hahn mehr danach gekräht hat. Mir war gar nicht bewusst, dass es sich hierbei um den Auftakt einer Trilogie handelte und (glücklicherweise) sind Band zwei und drei auch schon erschienen.
Ich habe gut in die Geschichte hineingefunden, die aus der Perspektive der sechszehnjährigen Evie erzählt wird. Sie leidet an einer Zwangsstörung und die Autorin schafft es dieses authentisch und unbeschönigt darzustellen. Evie ist in Therapie und möchte einfach nur normal, sein, ein recht nachvollziehbarer Wunsch, denn Evie sehnt sich danach wie ihre gesunden Altersgenossen auf Parties zu gehen, sich zu verlieben und enge Freundschaften zu schließen. Dem Leser wird aufgezeigt, welche Hürden Evie durch ihre Krankheit zu bewältigen hat und dass das Gesundwerden gar keine leichte Sache ist und deutlich mehr Energie und Zeit braucht, als man zunächst annehmen möchte.
Mir hat es gut gefallen, wie die Autorin die (entstehende) Freundschaft zwischen Evie, Lottie und Amber portraitiert hat- diese kommt nämlich ganz ohne Zickenkrieg aus. Auch wenn es mir etwas seltsam erschien, dass das Dreiergespann so oft auf Parties unterwegs ist (vermutlich da ich in dieser Hinsicht aus keinem Erfahrungsschatz schöpfen kann), so wurden die typischen Teenagerdramen wie Verkatert-Sein, Steht-er-nun-auf-mich-oder-nicht und desaströse Dates realistisch dargestellt.
Das Buch ist gegliedert in »normale« Kapitel und Rückblenden sowie Einträge aus Evies Genesungstagebuch, in dem sie ihre Ziele, Therapie-Hausaufgaben, Gefühle und ihre aktuelle Medikation einträgt.
Ebenfalls gut gezeigt wurde, wie Evie in einen Rückfall gerät und ihre Gedanken sind auch für Nicht-Betroffene oder diejenigen, die noch nie mit einer psychischen Krankheit in Berührung gekommen sind, nachvollziehbar.
Die Autorin zeigt sämtliche Stigmata und Ängste auf, mit denen Betroffene zu kämpfen haben: die Sorge, dass man als »verrückt« abgestempelt wird, das Verheimlichen eines Therapeuten-Besuchs und aber auch die Hoffnung keine Rückfälle mehr zu erleiden. Des Weiteren wird aufgegriffen wie sich eine Erkrankung auf die Familienmitglieder auswirkt und wie hilflos diese sich fühlen, wenn sie sehen, dass es einem geliebten Menschen immer schlechter geht.
Auch wenn die drei Mädels sich für Feminismus engagieren, erschien mir dies etwas platt. Nicht etwa, weil ich Feminismus für übertreiben halte, nein, im Gegenteil. Jedoch waren ihre Gespräche zu 99 Prozent auf irgendwelche Typen fokussiert und da einfach die Quintessenz ihrer Intention verloren geht. Außerdem hätte dieses Buch eine perfekteVorlagefür queere Repräsentation geboten, die leider nicht genutzt wurde.

FAZIT
Dieses Buch hat mir echt gut gefallen. Es überzeugt insbesondere mit starken Charakteren und einer lebensnahen Handlung. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Evie, Lottie und Amber weitergeht!
4,5 / 5 Herzchen

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