Samstag, 29. Juni 2019

Irgendwann für immer (Katja Millay)

Irgendwann für immer (Katja Millay)
496 Seiten | € 17,00 [D] | Hardcover | 4,5 Herzchen
Verlag (Arena) | amazon
INHALT
In Nastyas Leben gibt es ein Davor und Danach. Seit dem Danach hat sie mit niemandem mehr ein Wort gesprochen - seit einem Jahr nicht mehr. Bis sie Josh begegnet. In Joshs Leben fehlt es an vielem, aber er hat sich damit abgefunden. Seitdem bleibt er für sich und ist ganz sicher nicht auf der Suche nach der großen Liebe. Bis er Nastya begegnet. Von da an ist für die beiden nichts mehr, wie es vorher war. Und damit beginnt die außergewöhnliche Liebesgeschichte von Nastya und Josh. Kein Wort hat Nastya seit einem Jahr gesprochen, seit dem schrecklichen Überfall. Sie weiß, dass es nie wieder so werden wird wie vorher, und doch will sie es mit ihrem neuen Leben aufnehmen. Sie ahnt nicht, dass sie schon bald Josh begegnen wird. Josh ist der geborene Außenseiter, der Meister der Unnahbarkeit. Als Nastya an seine Schule kommt, ahnt er nicht, dass er seine Schutzhülle nach und nach für sie fallen lassen wird. Nastya und Josh werden Teile eines Ganzen. Bis Nastyas Trauma ihre Liebe zu zerstören droht.

DER ERSTE SATZ
Der Tod verliert seinen Schrecken, wenn man ihn erst einmal einer sich hat.

MEINE MEINUNG
Dieses Buch stand schon EWIG auf meiner WTR-Liste und da es in meinen Besitz kam, ergriff ich sofort die Gelegenheit um in Nastyas und Josh Geschichte einzutauchen.
Direkt nach wenigen Seiten war mir klar, dass es sich um kein 08/15-Jugendbuch handelt, sondern um eine viel tiefgründigere, ernste Geschichte, die Themen aufgreift, mit denen Jugendliche häufiger konfrontiert werden, als man denkt.
Nasty war mir eine sympathische Protagonistin, obwohl sie nicht spricht. Durch die Ich-Perspektive erfährt man ihre Gedanken, die Motive, ihre Gründe für ihr zum Teil äußerst provokantes Verhalten. Nastya ist innerlich zersplittert, traumatisiert und kämpft darum wieder ins Leben zurückzufinden oder zumindest irgendwie den Alltag zu überleben. Dabei hat mir gut gefallen, dass die Autorin das Ganze nicht nur sehr authentisch schildert, sondern auch zeigt, dass die Ptbs (Posttraumatische Belastungsstörung) nur ein TEIL von Nastya ist und sie nicht ihre Krankheit ist.
Josh ist das Gegenteil von Nastya: äußerst angepasst und sehr erwachsen. Ein weitere wichtiger Charakter ist Drew. Im echten Leben wäre Drew ein Kerl, den ich nicht hätte ausstehen können: immer einen pseudo-witzigen Spruch auf den Lippen und extrem anzüglich. In dieser Geschichte hingegen war Drew jedoch ein Kerl, der die Fassade des Machos, des Weiberheldes, bewusst aufrecht erhält um zu verbergen, was für ein sensibler, unsichere junger Mann er doch ist. Er kümmert und sorgt sich rührend um Nastya und die Beziehung zwischen den beiden war einfach nur schön zu lesen.
S. 467
Wie sich aber die Verliebtheit zwischen Josh und Nasyta entwickelt, ist außergewöhnlich und wird extrem langsam erzählt, was manche vielleicht stören könnte. ich hingegen fand diese Vorgehensweise sehr erfrischend da sich hier alles, wie im echten Leben langsam entwickelt. Zuerst die Freundschaft, dann die Verliebtheit. Das Aufbauen von Vertrauen und Sicherheit wurde authentisch beschrieben und diese Szenen, in denen Josh und Nastya sich in der Werkstatt annähern waren herzerwärmend und besonders.
Neben psychischen Erkrankungen greift das Buch auch die Thematik Trauerbewältigung auf. Sei es, weil man einen oder mehrere gelebte Menschen verloren hat, oder einem durch einen anderen der Lebenstraum zerstört wurde. Es war nicht immer leicht davon zu lesen wenn Josh und/ oder Nastya einen dunklen Moment haben und ihre Vergangenheit, ihr Verlust sie einholt. Aber dafür war es umso echter und das schätze ich ungemein, dass hier nicht beschönigt oder thematisiert wird, sonder gezeigt wird, wie hässlich und schwer diese unsichtbare Last ist und wie sehr es schmerzt, wenn einem etwas so Wichtiges genommen wird.
Was mir auch besonders gut gefallen hat, war, wie langsam und vor allem ruhig die Handlung ist. Die Autorin lässt sich mit der Geschichte Zeit, sodass ich vollends eintauchen konnte. zudem sind die einzelnen Kapitel meist abwechselnd aus Nastyas und Josh Perspektive geschrieben und die Variation im Schreib- und Erzählstil hat das ganze nochmal um einiges authentischer gemacht.

FAZIT
Ein außergewöhnliches Jugendbuch, dass es nicht  nur schafft sensible Themen mit so viel Feingefühl aufzugreifen, sondern auch eine Geschichte authentisch und langsam zu erzählen, ohne sich dabei in die Länge zu ziehen. Für Irgendwann für immer kann ich an all diejenigen eine große Leseempfehlung aussprechen, die nach einer tiefgründigen Lektüre suchen.
4,5 / 5 Herzchen

1 Kommentar:

  1. Hallo Elisa,

    ich habe das Buch erst letzte Woche re-readet, nachdem ich es das erste Mal vor wenigen Jahren gelesen habe, und mochte es unheimlich gerne. Ich kann dir da zu deiner tollen Rezension auch nur beipflichten, die das super auf den Punkt bringt! Ich mochte es, wie langsam sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt, ich mochte die Tiefe der Charaktere, Nastyas zynische Kommentare, der Umgang mit PTBS ... Auch beim zweiten Lesen war es noch ungemein fesselnd. ^^

    Liebe Grüße
    Dana
    (buchtraumwelten.blogspot.de)

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