Donnerstag, 6. Januar 2022

Off the record (Camryn Garrett)

Off the record (Camyrn Garrett)
411 Seiten | € 15,00 [D] | Paperback | 4 Herzchen
Verlag: Arena | pustet.de

INHALT
Schweigen bedeutet Unrecht. Reden bedeutet die Gefahr, alles zu verlieren. Für was würdest du dich entscheiden? 
Schreiben ist Josies Leben. In Texten kann sie ihre Gedanken fliegen lassen und ihr inneres Sorgenkarussell anhalten. Als die 17-Jährige einen Schreibwettbewerb gewinnt, darf sie ein Filmteam auf eine Pressetour durch die USA begleiten. Doch auf der Reise erfährt Josie etwas Ungeheuerliches: Ein gefeierter Regisseur belästigt Mädchen und Frauen am Set - und kommt offenbar schon lange damit durch. Schnell wird die ersehnte Reise zu ihrer größten Herausforderung, denn was kann ein Mädchen wie sie schon ausrichten? Es gibt so viele Gründe, zu schweigen. Es gibt so viele Gründe, nichts zu sagen. Und doch muss Josie den Mut finden, den Text zu schreiben, der alles verändern wird. 
In "Off the Record" gibt Camryn Garrett all den mutigen und kämpferischen Menschen ein Gesicht, die sich für Gerechtigkeit einsetzen und deren Geschichten doch zu oft unsichtbar bleiben.

DER ERSTE SATZ
Ich habe ein und denselben Satz fünfmal umgeschrieben.

MEINE MEINUNG
Ich bin durch das wunderschöne Cover auf dieses Buch aufmerksam geworden. Schon nach kurzem Reinlesen, war mir klar, dass ich es unbedingt lesen möchte. 
Direkt zu Beginn lernt man die Protagonsitin Josie und ihre Familie kennen und schon nach wenigen Seiten wird ihre Leidenschaft für das Schreiben ersichtlich, ebenso wie ihre schwierige Beziehung zu ihren Schwestern. Josie ist knallhart und ehrlich zu sich selber: Sie beschreibt sich als fette schwarze Person und greift somit direkt auch ein Thema auf, das sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht: Essstörungen, Mental Health, und Body Shaming. 
Als sie dann den Wettbewerb gewinnt wird sie direkt mit der brutalen Filmwelt konfrontiert. Besonders authentisch war zu lesen, wie sehr Josie unter ihrer Sozialphobie leidet, etwas, das sie als angehende Journalistin stört. Es hat mir im Herzen weh getan, wie oft sie ihr Licht unter den Scheffel stellt, obwohl sie es definitiv draufhat. Josie nimmt ihre Interviewpartner*innen sehr ernst, respektiert Grenzen und ist stets einfühlsam. 
Die im Rahmen der Pressereise entstehende Freundschaft zu Penny war schön zu lesen, denn zunächst ist die junge Schauspielerin extrem skeptisch und abweisend und findet dann in Josie doch eine große Unterstützung. Des Weiteren verändert sich auch das Verhältnis zwischen Josie und ihrer älteren Schwester Alice, das zu Beginn vor allem durch Eifersucht und Missverständnissen geprägt ist.
Die Autorin greift aber noch ein ernsteres Thema auf: se*ueller Missbrauch und daraus resultierende Traumata. Wer zumindest ein bisschen auf Social Media unterwegs ist oder in den letzten Jahren ein bis zweimal die Zeitung aufgeschlagen hat, wird von der #metoo-Debatte gehört haben, in der immer mehr Frauen von übergriffigem Verhalten berichtet haben. Insbesondere der Missbrauchskanal um den Filmproduzenten Harvey Weinstein hat diesen Stein ins Rollen gebracht und ebenso ein Szenario greift Camryn Garrett auf.
Da es sich hier um ein Jugendbuch handelt, sind ihre Beschreibungen nicht graphisch, aber genug um zu wissen, was passiert ist. Ebenso greift sie die typischen Gedanken auf wie »So schlimm ist das gar nicht, was mir passiert ist, ich übertreibe«, »Es ist meine Schuld« et cetera.
Ein weiterer Pluspunkt: Josie ist nicht diese typische Pick-Me-Girl, weiß, Modelfigur und hetero. Josie ist schwarz, übergewichtig, queer. Und ich denke, dass sich hier endlich mal viele Jugendliche repräsentiert sehen.
Die kleine Lovestory mit Marius war zuckersüß und hat das Buch nochmal so richtig abgerundet (eben weil diese nicht im Fokus stand, sondern die journalistische Arbeit der Protagonistin).

FAZIT
Ein wichtiges Jugendbuch, das so viele relevante Themen wie psychische Krankheiten, Traumata, #metoo, Body Shaming, Rassismus und Queerness aufgreift. Lesenswert!
4 / 5 Herzchen

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