Dienstag, 22. Februar 2022

Pizza Girl (Jean Kyoung Frazier)

Pizza Girl (Jean Kyoung Frazier)
240 Seiten | € 22,00 [D] | Hardcover | 3,5 Herzchen
Verlag: Kapma | pustet.de
 
INHALT
Jane ist achtzehn, schwanger und fährt in einem Vorort von Los Angeles mit dem uralten Ford Festiva ihres Vaters Pizza aus. Nicht dass sie bessere Pläne gehabt hätte für ihr Leben ... Nachts betäubt sie sich mit Werbesendungen und Bier in dem Schuppen, wo ihr Vater sich zu Tode getrunken hat. Die Vorfreude ihrer Mutter und ihres Freundes Billy auf das Baby lösen bei Jane nichts als Fluchtinstinkte aus, und auch die Fürsorge der beiden macht die Situation nicht besser. Als eines Tages eine Frau Salamipizza mit Gürkchen für ihren Sohn bestellt, gerät Janes Leben komplett aus den Fugen: Hals über Kopf verliebt sie sich in die deutlich ältere Jenny, die als Einzige ihre Nöte zu verstehen scheint. Aus Liebesphantasien entsteht eine regelrechte Besessenheit. Ein neues Schlupfloch, durch das Jane versucht, ihren Traumata und Zukunftsängsten zu entkommen, oder ihr einziger Weg, um zu sich selbst zu finden? Die herrlich schräge, komische und immer wieder überraschende Geschichte einer vorwitzigen jungen Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt - scharfsinnig und bewegend.

DER ERSTE SATZ
Ihr Name war Jenny Hauser, und jeden Mittwoch legte ich ihr Gürkchen auf ihre Pizza.

MEINE MEINUNG
Ich bin ohne besondere Erwartungen an »Pizza Girl« von Jean Kyoung Frazier heran gegangen. 
Direkt zu Beginn lernt man die Protagonisten Jane und ihre wohl trostlose Ausgangssituation kennen: sie ist schwanger und arbeitet in einer Pizzeria. Des Weiteren wird ihre Familie vorgestellt:  die wohnt mit ihrem Freund (und dem Vater des Kindes) Billy und  ihrer Mutter zusammen. Direkt ist klar, dass sie zu diesen beiden eins zwar inniges aber auch von Abneigung geprägtes Verhältnis hat. Billy ist ein wirklich sehr aufmerksamer Freund und er hat mir wirklich Leid getan, da Jane ihn alles andere als respektvoll behandelt. Interessant war zu sehen, wie  Janes Mutter mit der Schwangerschaft ihrer jungen Tochter umgeht. Ich hätte eher ein mega negatives Verhalten erwartet, Vorwürfe, doch ihre Mutter ist tatsächlich sehr froh darüber und sehr unterstützend, was wohl daran liegen mag, dass sie damals selbst als junges Mädchen von einem Amerikaner schwanger geworden ist (sie ist aus Korea emigriert).
Etwas, das mir sehr negativ aufgestoßen ist, war, dass James Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kein einziges Mal kritisch hinterfragt wurde. Mittlerweile ist es bekannt, dass selbst ein bisschen Alkohol dem ungeborenen Kind schadet. Es ist zwar offensichtlich, dass Jane nicht begeistert von der Schwangerschaft ist, jedoch hätte man ihren Alkoholkonsum als Mittel darstellen können, das Kind „loswerden“ zu wollen.
Ihr Verhältnis zu Jenny, der Frau die letztendlich einen Stein unwissentlich ins Rollen bringt, war extrem seltsam und obsessiv. Ich konnte als Leserin nicht einordnen, ob Janes Interesse sexueller Natur war, oder ob sie in Jenny ein Vorbild gesehen hat, eine spätere Version ihrer selbst. Dies ist leider auch nicht im Verlauf der Handlung ersichtlich geworden und der sich daraus entwickeln der Konflikt, erschien mir überspitzt und übertrieben und absolut nicht nachvollziehbar.
Der Schreibstil der Autorin ist locker, zum Teil etwas obszön und vulgär, jedoch passt er zu der Art der Protagonisten und diese vielleicht ungewohnte Ehrlichkeit bezüglich mancher Lebenssituation war doch erfrischend.
Auch wenn dieses Buch einen einen lockeren Grundton hat, so hat er doch sehr ernste Nuancen. Insbesondere Janes Trauer zeigt, wie sehr man unter dem Verlust eines geliebten Menschen leiden kann, auch wenn dieser vielleicht mehr als fehlerhaft war. 

FAZIT
Ein kurzweiliger Roman, der Einblick in einen Lebensabschnitt einer jungen Frau gibt, die noch viel zu lernen hat.

3,5 / 5 Herzchen

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