Dienstag, 11. September 2018

Die Welt ist kein Ozean (Alexa Hennig von Lange)



Titel: Die Welt ist kein Ozean
Autor: Alexa Hennig von Lange
Preis: € 14,99 [D]
Einband:  broschiert
Seitenanzahl: 352
Verlag:  cbt
Reihe: -
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Meine Wertung: 4,5 Herzchen
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Inhalt 
Ausgerechnet in einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche will die 16-jährige Franzi ihr Schulpraktikum machen. Sie stellt sich das abenteuerlich und besonders vor – muss aber schnell erkennen, dass sie eine Welt betritt, in der die Normalität außer Kraft gesetzt ist. Hier trifft sie auf den 18-jährigen Tucker – und Tucker trifft sie voll ins Herz. Nach einem traumatischen Erlebnis spricht er nicht mehr. Tief in sich zurückgezogen, dreht er im Schwimmbad seine Runden, am liebsten unter Wasser, wo ihn keiner erreichen kann. Behutsam versucht Franzi, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Als ihr das gelingt, steht sie vor einer schweren Entscheidung: Soll sie wie geplant für eine Zeit ins Ausland gehen? Oder dem Herzen folgen, das gerade erst wieder zu sprechen begonnen hat?

Der erste Satz
Seit ich auf der Welt bin, versucht meine Mutter, mich von allem fernzuhalten, was mich auch nur im Ansatz traumatisierenden könnte.

Meine Meinung 
Dieses Buch habe ich vom cbt- Verlag als Rezensionsexemplar erhalten. Nochmal vielen Dank an den Verlag! Der Grund, warum ich es lesen wollte, liegt auf der Hand: ich interessiere mich sehr für psychische Krankheiten (was vielleicht seltsam klingen mag) und da es in diesem Buch auch um Entscheidungen und Liebe geht, hat es mich noch mehr angesprochen.
Das Cover ist einfach nur wunderschön und mir gefällt die kontrastierend eGestaltung mit dem Rot und dem Blau wirklich sehr gut.
Franzi war mir schon auf den ersten Seiten absolut sympathisch, einfach, weil sie ein ganz besonderer Charakter ist: einerseits ist sie ein typisches Mädchen, dass sich für Kleidung, Jungs und Make-up interessiert, andererseits ist sie auch eine Person, die über die Gefühle, Geschichte und Gedanken ihrer Mitmenschen nachdenkt. Sie selbst sagt über sich, dass sie das sogenannte »Helfersyndrom« hat, was vor allem daran liegt, dass sie eine überfürsorgliche Mutter hat, die nicht wahrhaben will, dass auch ihre zweite Tochter nun erwachsen wird. Ich konnte mich sehr gut mit Franzi identifizieren  vor allem, da sie auch eine Leidenschaft hat, der sie sich vollkommen hingibt und mit dieser auch ihre Zukunft gestalten will: das Klavierspielen.
Mit von der Partie ist ihre beste Freundin Nelli, die mir zunächst absolut unsympathisch war, da sie sehr sehr oberflächlich ist, doch man erfährt, warum sie so ist, wie sie ist und schließlich habe ich auch sie in mein Herz geschlossen.


S. 91
Es wird viel aus dem Klinikalltag berichtet und Franzi stellt fest, dass die »verrückten« Jugendlichen eigentlich auch nur ganz normal sind. Ein besonderer Charakter in der Klinik- neben Tucker- ist Schwester Maggie, eine gute Seele, der Franzi sich immer anvertraut.
Tucker, der junge Mann, in den sich die Protagonistin verliebt, leidet unter totalem Mutismus, sodass er quasi nie geredet hat. Ich habe mir aufgrund dessen schwer getan, mit ihm warm zu werden, dennoch habe ich mit Franzi mitgefiebert, wenn es seinerseits eine Gefühlsregung gab.
Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive, also direkt aus der Sicht der Protagonistin geschrieben. Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen, da er jugendlich, locker, aber nicht gestellt war, sodass man mit dem Lesen schnell vorankommt. Auch die vielen Metaphern bezüglich des Ozeans haben dem Ganzen nochmal einen besonderen Touch verliehen und Bezug zum Titel hergestellt.
Der Handlungsverlauf war zwar an sich eher vorhersehbar, dennoch gab es viele unerwartete Wendungen, die mich überrascht haben, sodass es nicht langweilig wurde.


S. 125
Was ich aber zum kritisieren habe, ist, dass manche Dinge wirklich sehr unrealistisch waren, sei es, was Franzis Familiensituation betrifft oder das Ende, was mir zu klischeehaft erschien (an sich habe ich nichts gegen Kitsch, aber hier war es einfach zu viel des Guten). Doch das hat dem Ganzen keinen großen Abbruch getan.

Fazit
Dieses Buch hat mich auf eine ganz besondere Art& Weise berührt. Eine neue Thematik, ein tolle Protagonistin-ich kann euch dieses Buch wirklich nur empfehlen!
4,5/ 5 Herzchen


Zum ersten Mal gelesen:
Juli 2015
Reread:
Juli 2018


Ergänzungen / Änderungen / Anmerkungen
Fast genau drei Jahre sind vergangen, seit ich das erste Mal dieses Buch gelesen habe. Was hat sich an meiner Meinung geändert? Was ist mir  diesmal aufgefallen? Nun, Franzis beste Freundin hat mich diesmal nur genervt, genau wie die zu schnell aufkommenden Gefühle der Protagonistin. Mit 16 die große Liebe? Wirklich? Vielleicht kann ich es auch nicht mehr nachvollziehen, da ich fünf Jahre älter bin. Was mich aber gut gefallen hat, war das Feeling, das dieses Buch vermittelt, diese jugendliche Freiheit, das Sich-Ausprobieren und Sich-Selbst-Finden. Auch die Beschreibung Berlins ist ein weitere Pluspunkt- auch wenn ich noch nie in dieser Großstadt war, so kann ich es mir doch recht gut vorstellen, wie es dort ist. Jedoch möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass hier viel zu viel mit der Annahme, die »große Liebe« könne eine schwere psychische Erkrankung heilen gearbeitet wird. Dem ist nämlich keineswegs so. Liebe ist kein Heilmittel, höchstens eine Unterstützung wenn die Person stabil ist. Um eine physische Krankheit zu »heilen« bedarf es   jahrelanger Therapie sowie viel Eigenarbeit der erkrankten Person. Es ist leider kein Spaziergang. Deshalb noch einmal ein halber Stern Abzug, da hier sonst ein vollkommen falsches Bild an die Hauptzielgruppe (Jugendliche) vermittelt wird. So bekommt dieses Buch nun 4 Herzchen von mir.

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