Wir sind das Feuer (Sophie Bichon)

Wir sind das Feuer (Sophie Bichon)
432 Seiten | € 12,99 [D] | broschiert | 4,5 Herzchen
Band eins von zwei
Verlag (Heyne) | amazon

INHALT

Endlich vergessen, was vor fünf Jahren geschah. Die Flammen, den Lärm, und all das, was ihr Leben danach zerstörte. Das ist es, was Louisa sich wünscht, als sie ans Redstone College kommt. Und tatsächlich: Gleich zu Beginn ihres Studiums begegnet sie Paul und alles scheint plötzlich anders. Mit seinem unwiderstehlichen Lachen und seinen Bernsteinaugen weckt er Gefühle in ihr, die sie schon längst vergessen glaubte. Mit ihm ist sie wild und frei und endlich wieder glücklich. Sie ist dabei, sich unwiederbringlich in ihn zu verlieben. Doch was sie nicht ahnt: Paul hütet ein dunkles Geheimnis. Die Wahrheit könnte ihre Liebe in Flammen aufgehen lassen …

DER ERSTE SATZ

Dieser Tag hatte begonnen wie jeder andere.

MEINE MEINUNG

Eigentlich lese ich kein New Adult, wirklich nicht. Doch als ich erfahren habe, dass Sophie, die ich 2016 beim Heyne-Instawalk kennengelernt habe, ihr Debüt herausbringt, stand für mich fest: dieses Buch werde ich lesen. Und auch die vielen Teaser auf Instagram haben mich in diesem Vorhaben bestätigt.
Schon nach dem Prolog war mir klar, dass ich es mit einem Buch zu tun hatte, das nur wenige der Klischees, die einem sonst in diesem Genre begegnen, aufgegriffen würde, was für mich schonmal ein großer Pluspunkt war. Natürlich ist das Schema »Good Girl trifft auf Bad Boy und natürlich haben beide ein dunkles Geheimnis« Basis dieser Geschichte, doch in Louisas und Pauls Geschichte steckt so viel Feingefühl, so viel Emotion, dass ich geflissentlich darüber hinweg schauen konnte. Louisa war mir eine sehr sympathische Protagonistin, die ein ganz schönes Päckchen zu tragen hat und sich zu einem sehr selbstbewusst, zu anderem sehr verletzlich gibt, was sie zu einem authentischen Charakter macht. Auch Paul war einfach nur klasse und hinter seiner finsteren Fassade steckt eigentlich ein netter Kerl, der einfach die falschen Entscheidungen getroffen hat, beziehungsweise diese zum Teil immer noch trifft. Die Chemie zwischen ihm und Louisa war einfach nur herrlich. Zu einem dieser Sarkasmus in ihren Unterhaltungen, zu anderem diese erotische Spannung, die jedes Mal kurz davor steht sich zu entladen.
Die Autorin schafft es durch viele liebevolle Details eine wohlige Atmosphäre zu schaffen und die Handlung und die darin vorkommenden Personen somit noch mehr zum Leben zu erwecken. Vor allem die diversen Metaphern und die eloquente Ausdrucksweise haben diesen Roman zu einem besonderen Leseerlebnis gemacht. Was mir auch gut gefallen hat, war dass auch vermeintliche Tabuthemen wie psychische Erkrankungen Alkoholismus und weibliche Masturbation offen und vorurteilsfrei aufgegriffen wurden. Außerdem hat es mich wahnsinnig gefreut, dass es auch LGBT+ Charaktere gab, etwas, was ich sonst immer so sehr vermisse.
Auch wenn die Beziehung zwischen Louisa und Paul sich eher unkonventionell entwickelt, so hatte es doch das richtige Tempo. Dadurch, dass die Kapitel abwechselnd aus Louisas und PaulsSicht erzählt werden- manchmal überschneiden sich die Perspektiven- bekommt man als Leser einen allumfassenden Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der beiden Protagonisten und kann das jeweilige Verhalten des anderen deutlich besser verstehen und nachvollziehen. Ebenfalls war es sich nochmal schön zu lesen, wie unterschiedlich die beiden die gleiche Situation wahrnehmen und wie sie aufeinander reagieren.
Einzig und allein gestört hat mich der Anfang des Buches, als die beiden sich kennengelernt haben- hier kam etwas Verwirrung auf, vermutlich, weil es zuerst heißt, sie kennen nicht ihre Namen und dann sprechen sie sich trotzdem mit diesen an. ich habe mehrmals das dementsprechend Kapitel gelesen, da ich dachte, ich habe irgendetwas übersehen.
Das Ende hat mich absolut zerstört und auch wenn ich schon so etwas in diese Richtung vermutet habe, so bin ich doch aus allen Wolken gefallen und dachte mir nur: »So kann es doch nicht enden?! ich muss wissen, wie es weitergeht!«

FAZIT
Ein wunderbares New-Adelt-Debüt, das auch mich als sehr kritischen Leser überzeugen konnte und ich freue mich sehr auf den zweiten Teil!

4,5 / 5 Herzchen

Das erste Mal gelesen: 

Februar 2020

Reread:

September 2021

ÄNDERUNGEN / ERGÄNZUNGEN

Es ist nun über ein Jahr her, dass ich den Auftakt dieser Dilogie gelesen habe und ich war gespannt darauf, inwiefern sich meine Meinung und Wahrnehmung geändert haben würde. Vorweg- ich verstehe, wieso ich dieses Buch beim ersten Mal lesen so toll fand und ich denke auch gerne daran zurück. Mittlerweile hat die Autorin eine Trilogie veröffentlicht, die wohl zeigt, wie sehr sie sich gesteigert hat- der Schreibstil ist noch eindringlicher, noch poetischer, sodass mir Louisas und Pauls Geschichte irgendwie flach und farblos erschien (nicht das sie das wäre). Louisa erschien mir blass als Charakter, das, was am meisten herausgestochen ist, ist ihre Liebe für Literatur und ihre Verbundenheit zur ihrer Schwester. Paul ist so sehr fasziniert von ihr, dass er einen Tunnelblick bekommt, es waren viel mehr die Stellen interessant, in denen er sich mit seiner Vergangenheit und seiner zerrütteten Familie auseinandersetzt.

Die beiden verlieben sich so schnell und stürmisch, wie kann man da so schnell von Liebe sprechen? Ich kann nicht genau benennen, was mich beim zweiten Mal lesen so sehr gestört hat. Ob es dieses Schema war, das sich im Buch mehrmals, nur in unterschiedlichen Nuancen wiederholt hat? Oder die Tatsache, dass ich einfach noch kritischer geworden bin? Das mag jetzt so klingen, als fände ich dieses Buch nun grauenvoll, dem ist aber keineswegs so. Ich mag es nach wie vor, nur würde ich jetzt 3,5 Herzchen geben. Empfehlen und jederzeit wieder lesen würde ich es aber natürlich trotzdem!