Dienstag, 10. November 2020

Wild Game (Adrienne Brodeur)

Wild Game (Adrienne Brodeur)
272 Seiten | € 18,00 [D] | Hardcover | 4 Herzchen
Verlag (Droemer) | pustet.de

INHALT
Adrienne hat eine umwerfende, strahlende Mutter, die der Mittelpunkt einer jeden Gesellschaft ist. Schon ihr Name Malabar strömt reine Exotik aus. Doch Malabar ist auch eine große Egozentrikerin, und als sie sich in den besten Freund ihres Mannes verliebt, macht sie ihre Tochter zu ihrer engsten Vertrauten und stellt auf diese Weise das Mutter-Tochter-Verhältnis auf den Kopf. Bald schon lebt Adrienne ganz für die aufregende Liebesgeschichte ihrer Mutter, statt ihre eigene Jugend auszukosten. Erst als erwachsene Frau ist sie in der Lage, die Mechanismen zu erkennen, die ihr Leben geprägt haben. Und es gelingt ihr, sich mit ihrer Mutter auszusöhnen, die ihr die Jugend gestohlen hat.

DER ERSTE SATZ
Eine verborgene Wahrheit, mehr ist eine Lüge nicht.

MEINE MEINUNG 
Dieses Buch hat mich direkt, zum ersten Mal als ich es gesehen habe, fasziniert und nach drei Wochen qualvollen Überlegens habe ich es mir schließlich gekauft- und wurde nicht enttäuscht.
Adrienne Brodeur beginnt direkt mit dem Moment, in dem sich ihr Leben 180 Grad drehte und die Beziehung zu ihrer Mutter eine ganz andere Dimension annimmt. Schon von Anfang an war mir bewusst, dass Adrienne nach der Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Mutter buhlt anstatt sich von ihr durch Rebellion abzugrenzen. Dies wird noch mehr durch de Tatsache verstärkt, das Malabar ihre Tochter zu ihrer engsten Vertrauten macht und damit eine gewaltige Grenze überschreitet, da sie ihre Tochter somit indirekt zwingt, ihr gegenüber loyal zu sein, wohlwissend, dass Adrienne nach jeder Aufmerksamkeit greift, die sie kriegen kann.
Ihre Beziehung zu Charles, ihrem Stiefvater ist sehr innig, auch wenn dies erst deutlich später klar wird und ich habe wirklich mit ihr mitgelitten als sie dies begreift- erst mit seinem vorzeitigem Tod.
Doch selbst als eine größere geographische Distanz zwischen Tochter und Mutter herrscht ist Adrienne nach wie vor besessen von dem Geheimnis ihrer Mutter, eben weil dies einen Großteil ihrer Jugend einnahm. Dies wird vor allem deutlich da die Autorin sämtliche andere Ereignisse, die nicht die Familie oder Malabars Affäre betreffen unter den Tisch fallen. Eben weil diese keine Bedeutung hatten, nicht diese Aufregung hervorrufen, wie es eben das Hüten eines verbotenen Geheimnis tut.
Die Autorin lässt diesen Sog, diese Faszination so derart greifbar für den Leser werden, genauso wie die späteren Konsequenzen: Depressionen, Schwierigkeiten in der Beziehung und die damit einhergehenden negativen Gefühle.
Adrienne Brodeur zeigt ihre verschiedenen Lebensstationen auf, die schönen Seiten, aber auch die negativen Seiten, die daraus entstehen, dass sie sich immer noch nicht von ihrer Mutter lösen konnte (was sie erst aber sehr spät begreift)- sie hat nicht mehr die typische Tochter-Rolle einnehmen können und das wurde ihr zum Verhängnis. Ich hatte so eine Wut auf Malabar, auf ihren Egoismus, ihre Egozentrik, und ich denke nicht einmal, dass sie ein schlechter Mensch war- sie war Adrienne ab einem gewissen Zeitpunkt keine Mutter mehr- zu einem Zeitpunkt an dem ein junges Mädchen die Mutter braucht, sie aber gleichzeitig hassen muss.
Dieses Buch hat mich emotional mitgenommen und genau deswegen hat es mir so gut gefallen, da es so nah geht, die zum Teil sehr intimen Gedanken geteilt werden und man als Leser schon den mehr-wissenden Blick auf das Geschehen hat. Und doch fiebert man mit der erst vierzehnjährigen Adrienne mit, wird mit ihr verzweifelt, wütend, traurig. Genau das hat dieses Buch zu einem tollen Leseereignis gemacht.

FAZIT
Ein beeindruckender autobiographischer Roman, der eine ungesunde, grenzüberschreitende Tochter-Mutter-Beziehung aufzeigt und einen gefühlstechnisch ganz abholt. Ich kann vor allem denjenigen dieses Buch empfehlen, die auf der Suche nach einer fesselnden Lektüre sind, die absolut authentisch von dem Reiz des Verbotenen erzählt.
4 / 5 Herzchen

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