Samstag, 20. Februar 2021

Die Mitternachtsbibliothek (Matt Haig)

Die Mitternachtsbibliothek (Matt Haig)
320 Seiten | € 20,00 [D] | Hardcover | 4+ Herzchen
Verlag (Droemer) | pustet.de

INHALT
Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gesäumt mit all den Leben, die du hättest führen können. Buch für Buch gefüllt mit den Wegen, die deiner hätten sein können.
Hier findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, eröffnet sich für Nora plötzlich die Möglichkeit herauszufinden, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Jedes Buch in der Mitternachtsbibliothek bringt sie in ein anderes Leben, in eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?

DER ERSTE SATZ
Neunzehn Jahre bevor sie beschloss zu sterben, saß Nora Seed in der warmen kleinen Bibliothek der Hazeldene School in Bedford.

MEINE MEINUNG
Dies war mein erstes Buch von Matt Haig und aufgrund der Tatsache, dass eine meiner Kolleginnen bisher jedes Buch von diesem Autor gelesen und geliebt hat, war ich natürlich umso gespannter auf die Geschichte.
Ich habe sehr leicht in die Handlung hinein gefunden und man lernt direkt Nora, die Protagonistin kennen. Direkt wird einem klar, dass sie es nicht nur aufgrund der Depressionen, an denen sie leider, schwer hat und durch das geballte Unglück, das ihr widerfährt, hat sie mir echt leid getan.
Auch das Konzept der Mitternachtsbibliothek, ein Ort, an dem Nora jedes nicht-gelebte Leben ausprobieren kann, hat mir gut gefallen. Die Frage »Was wäre wenn...?« hat sich bestimmt jeder von uns bereits gestellt vor allem im Bezug auf die Dinge, die man bereut. Das Ganze hat mich nicht nur zum Nachdenken gebracht sondern mich auch daran erinnert, wie oft ich, so wie Nora, geglaubt habe, stets die falschen Entscheidungen getroffen zu haben. Durch diese Identifikation ist mir die Geschichte noch viel näher gegangen.
Als Leser wird einem gezeigt, dass das Leben nicht unbedingt besser ist wenn man erfolgreicher (im Beruf), berühmt oder reich ist. Und dass Glück und Zufriedenheit von ganz anderen viel banaleren Dingen abhängig sind.
Außerdem hat ein Leben so viele Entwicklungsmöglichkeiten, auch die, an die man zunächst gar nicht denken würde, wie man an Noras Beispiel sieht. Sei es das Erfüllen eines Kindheitstraums, Bekanntheit über Nacht oder das simple Leben mit Mann, Kind und Hund.
Was ich persönlich jetzt nicht gebraucht hätte, waren die wissenschaftlichen Erklärungen hinter der Erscheinung der Mitternachtsbibliothek. Wahrscheinlich, weil mir der Zauber, die bloße Existenz dieses Ortes genug war und ich das auch gar nicht hinterfragen wollte.
Es war toll zu sehen, wie Nora nicht nur die Sicht auf sich selbst, sondern auch zum Leben ändert. Die Erkenntnisse wurden authentisch gestaltet und aber auch war Noras Entwicklung vom Tempo her absolut angemessen und nicht überstürzt. 
Ebenfalls war der Schreibstil richtig angenehm und auch die unterschiedlich langen/kurzen Kapitel haben dazu geführt, dass ich beim Lesen schnell vorangekommen bin.
Was ich jedoch als störend empfunden habe, vermutlich weil ich bei diesem Thema deutlich sensibilisiert bin: das Buch behandelt offen die Themen Angststörungen, Depressionen, Suizid und Substanzenmissbrauch. Eine Trigger-Warnung wäre hier durchaus angebracht gewesen!

FAZIT
Ein wunderbares tiefgründiges Buch, das zeigt, dass das Leben, ganz gleich wie dunkel es manchmal sein kann, trotz allem lebenswert ist.
4+ /5 Herzchen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hi, ich freue mich über deinen Kommentar!
Spam, Beleidigungen & (Eigen-)Werbung- darunter fallen Blogvorstellungen, Gewinnspiele und Anfragen zum Gegenseiten Folgen- werden aber gelöscht. Also versuch es gar nicht erst ;)

Deinen Bloglink kannst Du aber natürlich dalassen- ich schaue gerne vorbei!