Dienstag, 9. März 2021

Hard Land (Benedict Wells)

Hard Land (Benedict Wells)
352 Seiten | € 24,00 [D] | Hardcover | 5 Herzchen
Verlag (Diogenes) | pustet.de

INHALT
„Entdecke die 49 Geheimnisse von Grady“ heißt es auf dem Schild einer Kleinstadt in Missouri. Sam ist fünfzehn und kennt kein einziges, und auch sonst besteht sein Leben eher aus Tiefpunkten. Bis er seinen Ferienjob in einem alten Kino anfängt. Dort trifft er nicht nur auf den schlagfertigen Cameron und den in sich gekehrten Sportler Hightower, sondern auch auf die draufgängerische und etwas ältere Kirstie, in die er sich verliebt. Doch alle drei haben gerade ihren Abschluss gemacht und werden im Herbst wegziehen. Sam bleibt also nur dieser eine Sommer mit seinen neuen Freunden. Nur wenige Wochen, in denen er nicht nur die Geheimnisse seines Heimatorts entdeckt, sondern auch, wer er selbst ist. 

DER ERSTE SATZ
In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.

MEINE MEINUNG
Ich bin ein großer Fan von den 80ern, sei es in Buch-, Film- oder Musikform. Etwas an diesem Vibe/Atmosphäre gefällt mir extrem gut und deshalb war ich umso gespannter, was mich in dieser Coming-Of-Age-Geschichte erwarten würde. Zudem war es mein erster Roman von Benedict Wells, der mir aber vom Namen schon ein Begriff war, eben weil er für seine anderen Bücher wie Vom Ende der Einsamkeit oder Die Wahrheit über das Lügen unter anderem auf Social Media extrem gehypt wurde.
Schon nach wenigen Seiten war ich in Sams Geschichte eingetaucht. Auf authentische Art und Weise schildert der Autor den Sommer einer Jugend, einen Sommer, wie wir ihn alle schon einmal erlebt haben (oder es uns zumindest gewünscht hätten). Die Schwierigkeit sich in eine bereits bestehende Gruppe zu integrieren beziehungsweise der Wunsch irgendwie dazuzugehören, die erste Liebe und aber auch das Wegstoßen der Eltern, mit dem Bedürfnis endlich frei und unabhängig zu sein, sind nur ein Bruchteil der Themen die hier aufgegriffen werden und mit denen sich Sam auseinandersetzen muss. Sam war ein wunderbarer Protagonist: unsicher, empathisch, menschlich- vor allem die Andeutungen, dass er unter einer (generalisierten) Angststörung leidet haben seinen Charakter noch viel lebensnaher wirken lassen. Aber auch die Menschen, mit denen er den Sommer verbringt und letztendlich seine Freunde werden waren dreidimensional und absolut sympathisch, auch wenn sie ihre Fehler hatten, andere verletzt haben oder einfach, wie es so schön heißt "Mist gebaut haben", weshalb sie mir extrem ans Herz gewachsen sind.
Auch wenn man diese Gruppe an Jugendlichen nur einen Sommer, sprich nur mehrere Wochen begleitet, so passiert in dieser Zeit doch einiges (beziehungsweise für Sam sind es viele neue erste Male): der erste Kater, der erste Joint, Mutproben, das Beste aus dem Moment machen, Eifersucht, Liebeskummer und natürlich die Frage: Wer bin ich überhaupt und was will/erwarte ich eigentlich vom Leben?

S. 299

Ein  weiteres zentrales Thema neben der Freundschaft zu Hightower, Cameron und Kirstie, stand Sams Verhältnis zu seiner Familie- insbesondere die schwierige Beziehung zu seinem Vater. Es wird deutlich wie sehr Sams Mum als Übermittler fungiert, wie sie der Klebstoff ist, der alles zusammenhält, obwohl sie aufgrund ihrer Krankheit mit den Kräften am Ende ist.
Der Verlust eines geliebten Menschen wird hier so echt und schmerzhaft aufgezeigt, dass ich fast weinen musste, die Wut und Hilflosigkeit, die man spürt, wenn man realisiert, dass diese Person einfach nicht mehr da ist. Ich habe mit Sam mitgefühlt und mitgelitten, sowohl in den schönen Momenten mit seinen Freunden, als auch in den Momenten, in denen er von Trauer überwältigt wurde.
Genau das macht dieses Buch auch so besonders: diese Atmosphäre und Authentizität und das ganze Spektrum an Gefühlen, das das Leben zu bieten hat.
Einzig zu kritisieren habe ich, dass es sich am Ende etwas gezogen hat und es dem Ganzen keinen Abbruch getan hätte früher einen Cut zu setzen. Nichtsdestotrotz habe ich es sehr genossen Sam begleiten zu dürfen.

FAZIT 
Ein ganz besonderer Roman über das Erwachsenwerden. Mit ganz viel Einfühlungsvermögen hat Benedict Wells die Geschichte eines Sommers erzählt, die nicht am Ende nicht nur den Protagonisten, sondern auch den Leser selbst verändert. Ganz ganz große Leseempfehlung!

5 / 5 Herzchen

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