Dienstag, 2. März 2021

Sie haben mich nicht gekriegt (Felix Kucher)

Sie haben mich nicht gekriegt (Felix Kucher)
504 Seiten | € 26,00 [D] | Hardcover | 4 Herzchen
Verlag (Picus) | pustet.de

 INHALT
Eine Buchhändlerin wider Willen und eine Revolutionärin aus guten Gründen: zwei Frauen, deren Lebenswelten kaum unterschiedlicher sein könnten. Marie wächst behütet in Bayern auf und wird schon früh von ihrem Vater dazu bestimmt, eines Tages seine Buchhandlung zu übernehmen. Was sie zunächst als Zwang empfindet, entwickelt sich bald zu einer großen Leidenschaft und nach ihrer Flucht in die USA zur Lebensaufgabe. Tina wird als Arbeiterkind in bitterer Armut in Norditalien geboren und über den Umweg Hollywood zur Fotografin und kommunistischen Revolutionärin. Sie engagiert sich bis zur Erschöpfung, wo auch immer sie die Partei hinschickt: vom spanischen Bürgerkrieg bis ins revolutionäre Mexiko.Welcher Lebensentwurf ist geglückter? Die Revolution zwischen Buchdeckeln oder die mit dem Einsatz von Leib und Leben? 

DER ERSTE SATZ
Ein Pfeifen, dann die Denotation, es kracht ohrenbetäubend.

MEINE MEINUNG

»Sie haben mich nicht gekriegt« von zu ist kein Buch, zu dem ich unter normalen Umständen gegriffen hätte. Doch als angehende Buchhändlerin lese ich öfters außerhalb meiner Bubble und somit begleitete ich fast 500 Seiten lang die beiden Protagonistinnen Marie und Tina.

Auch wenn beide ganz unterschiedlich aufwachsen, so haben sie sich einiges gemeinsam: sie wollen ihre Träume verfolgen und unabhängig sein, sind extrem stur und willensstark und betrachten kritisch die Welt um sich herum.

Während Tina jedoch die weite Welt erkundet und sich für den Kommunismus stark macht, muss Marie in Fürth, ihrer Heimat bleiben und gegen ihren Willen die Lehre zur Buchhändlerin absolvieren. Das Interessante: obwohl sie sich so dagegen sträubt, geht sie in dieser Rolle komplett auf, setzt ihre Ideen um und nimmt letztendlich sogar ihr Schicksal an und identifiziert sich extrem mit ihrem Beruf und läuft aufgrund dessen beinahe ins Unglück als die Nazis an die Macht kommen.

Gut gefallen hat mir nicht nur wie die beiden Frauen in das Geschehen der Weltgeschichte eingegliedert werden, sondern auch die Erzählstruktur: die Kapitel sind in Jahreszahlen aufgeteilt und es wird meist abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt, wobei aber Tinas Anteil häufiger vertreten war, was ich etwas schade fand.

Ebenfalls hat sich gegen Mitte des Buches vor allem Tinas Leben im Kreis gedreht, sodass es sich beim Lesen etwas gezogen hat, da nichts nennenswertes passiert ist. An Fahrt nimmt das Ganze wieder auf, als Tina in Mexiko als Fotografin das Elend der Arbeiterklasse portraitiert und politisch aktiv wird und dafür über den halben Globus geschickt wird. Jedoch kommt sie vor allem inmitten des spanischen Bürgerkriegs an ihre körperlichen und psychischen Grenzen.

Was mir hingegen gut gefallen hat, war, dass es quasi nicht “Ziel” der Handlung war, beide Frauen zusammenzuführen, sondern sie zufällig aufeinander treffen zu lassen und dass es einige Komponente in ihrem Leben gibt, die sie (unwissend) miteinander verbinden.

Was für mich als  angehende Buchhändlerin ein »Schmackerl« war, waren Maries Kontakte zu bekannten Verlagen (sodass es mich oftmals erstaunt hat, wie lange es diese schon gibt!). Außerdem war es mal »erfrischend«, dass wirklich das äußere Geschehen im Fokus stand und nicht die Emotionen der Protagonistinnen (natürlich wurden diese auch erwähnt, jedoch lag nicht das Hauptaugenmerk darauf).

FAZIT

Ein lesenswertes Lebensportrait zweier Frauen die auf unterschiedlichste Art und Weise die Hürden ihrer Zeit überstanden und gemeistert haben.

4 / 5 Herzchen

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