Je tiefer das Wasser (Katya Apekina) 396 Seiten | € 24,00 [D] | Hardcover | 3,5 Herzchen Verlag: Suhrkamp | pustet.de |
INHALT
Edie und Mae sind Schwestern. Die Mutter der beiden hat versucht sich umzubringen, und nun werden sie weggeschafft, aus ihrem Heimatkaff in Louisiana nach New York, aus der Obhut einer labilen Fantastin zum weltberühmten Schriftstellervater, der die Familie vor Jahren verließ. Für Edie bedeutet die neue Umgebung einen unverzeihlichen Verrat, für Mae die langersehnte Möglichkeit der Befreiung. Schnell kommt es zum Bruch. Während die eine einen verzweifelten Rettungsversuch unternimmt, lässt sich die andere ein auf die Zuneigung des Vaters und die Bitte, ihm beim Schreiben seines neuen Romans über die Mutter zu helfen. Alle sind sie getrieben von einer Obsession: Verstehen, was zwischen ihnen, was tief in ihnen vor sich geht.
Es ist unser zweiter Tag in New York.
MEINE MEINUNG
Verstörend. Intensiv. Toxisch. Dies sind die drei Worte, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an dieses Buch zurück denke. Katya Apekina hat es mit ihrem Debütroman geschafft, mich derart zwiegespalten zurückzulassen.
Ich erwarte eine Art Coming-of-Age-Geschichte, mit ernsteren Themen wie psychische Erkrankungen und Verlust, doch was ich bekam, war so viel intensiver, dass ich nach wie vor meine Gedanken und Gefühle nicht in Worte fassen kann. Es geht um toxische (narzisstische?) Eltern, dem Versuch, eine Heimat zu finden und einer Geschwisterdynamik, die von Fürsorge und indirekter Eifersucht geprägt ist.
Edie und Mae sind mit einer sehr kranken Mutter aufgewachsen, die ihre Bedürfnisse stets über die ihrer Töchter gestellt hat. Beim Lesen ist es mir kalt den Rücken hinuntergelaufen, da sie wirklich mehr als nur einmal Grenzen überschreitet und ihre Kinder bereits in jungen Jahren mit Dingen konfrontiert (Drogenmissbrauch und Prostitution), die kein Kind je durchleben sollte.
Ich dachte deshalb, dass es besser für die beiden sei, wenn sie bei ihrem Vater leben, der Autor ist. Jedoch habe ich nicht mit dieser manipulativen egoistischen Person gerechnet, die genau die gleiche Masche abzieht wie bei seiner Exfrau und somit ein unschuldiges fünfzehnjähriges Kind in eine derartige emotionale Abhängigkeit und Psychose bringt, dass mir echt schlecht geworden ist. Mae gerät aus dem Wunsch und Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung in einen Strudel aus Erotik, Anbetung und Idealisierung, wohingegen Edie versucht sich abzuspalten und so aber eine sehr fragwürdige Beziehung mit dem Nachbar beginnt.
Katya Apekinas Schreibstil ist intensiv, aber auch geradezu nüchtern, was das Leseerlebnis nochmals umso mehr verstörender macht, da man einerseits in die Handlung hineingesogen wird, gleichzeitig das geschehen distanziert betrachtet, obwohl jeweils aus der Ich-Perspektive von Edie und Mae erzählt wird, sodass man sowohl Maes Obsession als auch Edies Aversion sehr gut nachvollziehen kann.
Das, was mich jedoch gestört hat, war der nicht erkennbare rote Faden, das offene Ende. Für mich sind einfach zu viele Fragen unbeantwortet geblieben, sodass ich das Buch mit einem bitteren Nachgeschmack zugeklappt habe.
Ein außergewöhnliches Debüt, das vor allem durch seine Erzählweise beeindruckt. Nichts jedoch für zart besaitete Leser*innen.
3,5 / 5 Herzchen
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