Satans Spielfeld (Ute Cohen) 216 Seiten | € 12,90 [D] | Taschenbuch | 3,5 Herzchen Verlag: Septime | pustet.de |
INHALT
Die zwölfjährige Marie wächst in den Siebzigerjahren auf dem bayerischen Land auf. Bäuerliche Rohheit und dumpfe Obrigkeitshörigkeit prägen die Dorfgemeinschaft. Die Eltern, gefangen in einer zerrütteten Ehe und belastet mit Geldsorgen, sehen in der Tochter die Erlöserin aus dem eigenen Elend. Kleinbürgerliche Enge und der Druck des Elternhauses lassen das empfindsame, begabte Kind Zuflucht im Katholizismus und in Tagträumen finden.
Als Marie eines Tages Sabine und Nicole, die Töchter des schillernden Architekten Fred Bauleitner, kennenlernt, bricht ihre Einsamkeit auf. Ungezwungenheit und Sorglosigkeit locken Marie aus ihrem Kokon. Sie befreit sich von der elterlichen Schwere, entdeckt eine Welt, die moralinsaure Beschränkung gegen freigeistige Leichtigkeit tauscht. Marie riecht, schmeckt, genießt eine dunkel geahnte pubertäre Erregtheit. Der Vater ihrer Freundinnen, getrieben von den eigenen Schatten, webt ein Gespinst aus Verführung, Vaterliebe und Macht, aus dem sich Marie nicht mehr zu entreißen vermag. Sexualität wird zum brutalen Kernstück einer Verbindung, die sich loslöst von moralischen Wertungen, hinabblickt in menschliche Abgründe.
Aus dem Strudel von Gewalt und psychischer Manipulation scheint es für Marie nur einen Ausweg zu geben.
Der Geruch des Wasser kroch die Nasescheidewand entlang.
MEINE MEINUNG
Ich hatte so meine Vermutung worauf ich mich bei diesem Buch einlassen würde und doch war ich nicht ganz darauf vorbereitet.
Zunächst fiel es mir schwer in den Schreibstil der Autorin hineinzufinden. Eine Mischung aus Beschreibungen der Handlung und dann plötzlich ein innerer Monolog bestehend aus Metaphern die auf den ersten Blick abstrus und aus der Luft gegriffen wirken.
Doch je weiter ich gelesen habe, desto mehr hat sich mir die Struktur ihres Schreibens und Erzählens erschlossen und ich muss sagen, dieser Stil hat einen wahnsinnigen Wiedererkennungswert.
Ute Cohen erzählt die Geschichte eines Missbrauchs, einer zerstörten Kindheit und Jugend. Dabei schrickt sie nicht davor zurück die Missbrauchshandlungen grafisch und detailliert zu beschreiben und an manchen Stellen ist mir wirklich schlecht geworden. Wie Bauleiter Maries Familiensituation und den Wunsch nach Beachtung ausnutzt und auch regelmäßig ihre Schmerzgrenze überschreitet, wie er sie in seinen Händen formt und an seine perversen Gelüste anpasst.
Auch wenn die Schuldfrage nie direkt aufgegriffen wird, so ist doch klar, dass es ein Fall ist von »alle wissen es, aber alle sehen weg«. In so einer kleinen Dorfgemeinde bleibt so etwas nicht verborgen, insbesondere da es an so vielen Situationen ersichtlich ist, dass mindestens eine Erwachsene Person Bescheid wusste, aber nicht eingegriffen hat.
Das Ende habe ich, ehrlich gesagt nicht verstanden. Es wird Maries Plan beschrieben, aber was ist auf den letzten Seiten wirklich passiert? Was war ihre Intention? Was ist danach passiert? Dieses Nicht-Wissen, Nicht-Erfahren, wie sich die Situation letztendlich auflöst, ist absolut unbefriedigend, da man als Leser*in emotional nun viel zu involviert ist
Was ich auf jeden Fall noch anmerken muss: dieser Roman ist autobiographisch. Ute Cohen verarbeitet darin das, was ihr damals widerfahren ist. Und genau das macht auch diesen Roman so intensiv, da er so nah an in ihrem Gefühlsleben ist.
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