Mittwoch, 15. Februar 2023

Wenn die Sterne fallen (Sophie Bichon)

Wenn die Sterne fallen (Sophie Bichon)
464 Seiten | € 14,00 [D] | Paperback | 3,5 Herzchen
Band eins von drei
Verlag: Heyne | pustet.de

 INHALT
Ein Dorf in der Nähe von Berlin, 1969. Kalliope und Kai. Laut und leise. Wildfang und Ruhepol. Seit Kalliope denken kann, ist Kai ihr bester Freund. In diesem langweiligen Sommer vor dem Abitur sind seine Briefe ihr einziger Lichtblick. Doch als Kai aus den Ferien zurück ist, fühlt sich das Zusammensein mit ihm plötzlich fremd an. Zu spät merkt Kalliope, wie viel Kai ihr wirklich bedeutet. Auf der Suche nach sich selbst schließt sie sich der Hippiebewegung an. Und auch Kai geht seinen eigenen Weg. Immer wieder treffen die beiden aufeinander, nähern sich an, entfernen sich wieder. Wenn es nach der Legende ihrer Familie geht, werden Kalliope und ihre beiden Schwestern nur für kurze Zeit wahres Glück finden. Ist also auch Kalliopes und Kais Liebe zum Scheitern verurteilt?

DER ERSTE SATZ
Die Nacht war still.

MEINE MEINUNG
Ich habe mich sehr gefreut, als ich erfahren habe, dass es eine neue Trilogie von Sophie Bichon geben wird. Auch wenn mich die Hippie-Thematik jetzt nicht so interessiert hat, so war es doch auch eher die Art WIE sie ihre Geschichten erzählt, die mir immens gut gefällt, da ich keine Autorin kenne, die so einen schönen metaphorischen Schreibstil hat, der nicht gekünstelt, sondern absolut authentisch wirkt.
Das Leben der Protagonistin ist geprägt vom deutschen Spießertum, einer Kleinstadt-Idylle, einer unsichtbaren Verantwortung aufgrund ihrer Rolle als älteste Tochter und große Schwester und ein Trauma, das immer wieder an die Oberfläche kommt und in Kalliope Angstzustände und Paranoia auslöst: Sie als Unglücksbringer. 
In Zuge dessen hält sie Vieles zurück: Nicht nur ihre eigenen Gefühle, sondern ist auch zur ihren Mitmenschen, ganz gleich, wie nahe sie ihnen steht.
Die Dynamik zwischen ihr und Kai war sehr angenehm, wenn auch nicht so hypnotisch und prickelnd wie erhofft, was vermutlich daran lag, das Kai für mich ein eher oberflächlicher Charakter geblieben ist. Er ist ein anständiger junger Mann, der auch mit sich hadert, der zwar nicht wie Kalliope nach dieser absoluten Unabhängigkeit strebt, sondern lieber in vertrautem Terrain bliebt, trotzdem aber anderen Lebensformen nicht verschlossen bleibt.
Die Stationen, die die beiden während ihres Roadtrips passieren haben mir gut gefallen, da sie die Vielfältigkeit und aber auch die negativen Seiten der Hippie-Bewegung aufzeigen und die beiden Protagonisten auch dazu nötigt, ihre eigenen Werte zu hinterfragen und Stellung zu beziehen.
Der Höhepunkt der Geschichte war auch mega tragisch und ich hatte echt Angst, dass mein Herz gebrochen hat oder mich das Ganze emotional extrem mitnehmen würde (alles schon mal passiert), jedoch hat das Ende alles schön abgerundet.
Was mich aber etwas irritiert hat: Wie groß das ganze Familientrauma beziehungsweise Familienfluch aufgezogen wurde, nur um letztendlich dann doch nur anfangs einen sehr großen Raum einzunehmen und dann mit der Auflösung zu einem kleinem »Nichts« zu verpuffen. Vielleicht habe ich das Ganze auch nicht so ganz verstanden, aber für mich war es nicht so relevant.

FAZIT
Ein gelungener Auftakt, der mich zwar nicht vom Hocker gerissen hat, den ich aber trotzdem guten Gewissens weiterempfehlen kann, da die Geschichte einfach wunderbar erzählt wird.
3,5 / 5 Herzchen

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