Samstag, 1. Juli 2023

Der Geruch von Wut (Gabriele Clima)

Der Geruch von Wut (Gabriele Clima)
192 Seiten | € 17,00 [D] | Paperback | 3,5 ♥︎
Verlag: Hanser | pustet.de

INHALT
Alex ist wütend. Seit dem Autounfall, bei dem sein Vater ums Leben gekommen ist, ist nichts mehr wie früher. Schuld an allem ist der Fahrer des anderen Wagens, das steht für Alex fest. Er setzt es sich zum Ziel, den Mann zu finden und zu bestrafen. Unterstützung erhofft er sich von den „Black Boys“. Dass die rechtsradikale Ansichten vertreten, nimmt er in Kauf. Im Gegenzug muss er sich an den gewalttätigen Aktionen der Gruppe beteiligen. Zusehends verliert Alex die Kontrolle über die Situation und erkennt: Den wahren Rückhalt findet er zu Hause, wo seine Mutter und Tante immer für ihn da sind – ganz gleich, was passiert.

DER ERSTE SATZ
Niemand sagt dir, wie du das machen sollst.

MEINE MEINUNG
Ich bin ohne große Erwartungen an dieses dünne Buch gegangen, habe mich auf eine eher oberflächlichere Geschichte eingestellt, die mehr will als sie kann, doch ich muss sagen, dass ich positiv überrascht wurde.
Im Fokus der Handlung steht Alex, der seinen Vater bei einem Autounfall verloren hat. Das Ziel unseres Protagonisten: Selbstjustiz üben.
Dabei schließt er sich den sog. "Black Boys" an, einer Gruppe rechtsradikaler Jugendlicher, die vor Gewalt nicht zurückschrecken.
Man merkt schnell, das Alex, obwohl er sich der rassistischer Narrative der Gruppe bedient und auch bei ihren Aktionen mitmacht, bei denen Gewalt gegen Schwarze und Ausländer eine zentrale Rolle spielen, sich nicht ganz wohlfühlt und auch seine Werte hinterfragt, denn seine Wut, sein Hass richtet sich nur an den Fahrer des Autos, das Schuld an dem Unfall trägt.
Vor allem zu Beginn des Buches musste ich schlucken, da hier der Rassismus aus jeder Seite trieft. Man versteht Alex Naivität, vielleicht auch seine Gründe, warum er in diese Szene abrutscht. Aber umso "schöner" war es dann zu lesen, als er sich von diesen Leuten abwendet, als die Ereignisse sich so derart zugespitzt haben, dass er erkannt hat, wen er da eigentlich unterstützt.
Die Kapitel sind recht kurz und der Schreibstil leicht verständlich, sodass man sehr flott durch dieses Buch kommt. Interessant war auch, dass recht viel zwischen den Zeilen steht und manche Dinge eben nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.
Es gab einige unerwartete Wendungen, die dem Buch nochmal zusätzlich eine Dynamik verleihen. Jedoch hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen gewünscht. Wie genau ist die Hierarchie bei den "Black Boys"? Wie ist diese Gruppe überhaupt entstanden? Wie sah Alex Leben vor dem Unfall aus?
Da eben Themen wie Verlust, Trauer, Wut, Loyalität, Rassismus und Gewaltbereitschaft angesprochen werden und das Ganze nicht mehr als 200 Seiten umfasst, eignet sich dieses Buch perfekt als Schullektüre.

FAZIT
Eine kurze Lektüre, die mich positiv überrascht hat.
3,5 /5 Herzchen

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