Wie Wellen im Sturm (Alicia Zett)

Wie Wellen im Sturm (Alicia Zett)
448 Seiten | € 15,00 [D] | Paperback | Herzensbuch
Band 1 von 3
Verlag: one | pustet.de

INHALT

Die 16-jährige Louise hat das Gefühl, nicht dazuzugehören. In der Schule verbringt sie die Pausen meist allein, und in ihrer Freizeit flüchtet sie sich in ihre Fantasy-Geschichten, denn Schreiben ist Louises größte Leidenschaft. Als sie durch ihre Schriftstellerei ein Stipendium für das renommierte Internat Schloss Mare an der Nordseeküste erhält, steht ihr Leben plötzlich Kopf. Im Fußballteam des Internats findet sie schnell Anschluss, und zum ersten Mal fühlt sich Lou angenommen. Nur aus Kapitänin Mika wird sie nicht richtig schlau. Umso verwirrter ist Lou, als sie bemerkt, dass ihre wachsenden Gefühle für Mika weitaus mehr als nur freundschaftlich sind ...

DER ERSTE SATZ

Kimaris Haare peitschten durch die Lüfte, während sie ihre Beine in Arokhs schuppige Flanken presste.

MEINE MEINUNG

Wie sehr habe ich mich auf dieses Buch gefreut! Eine Internatsgeschichte und dann noch queer? Muss ich lesen!

Ich habe superleicht in die Geschichte hineingefunden und konnte das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen. Mit Louise konnte sich mein jüngeres Ich sehr gut identifizieren: Die Welt ist für sie oft zu laut und grell, sie flüchtet sich am liebsten in ihre Bücher und ist ein sehr introvertierter Mensch.

Als Louise schließlich an das Internat kommt muss sie so oft über ihren Schatten springen, dass sie im Laufe der Handlung immer mehr über sich hinauswächst. Sei es nun in einer komplett fremden Umgebung zu wohnen und zur Schule zu gehen oder nun in einer richtigen Fußballmannschaft zu spielen, sie stellt sich den Herausforderungen, obwohl sie panische Angst hat und es sie wirklich viel Überwindung kostet.

Louise ist wirklich sehr menschlich und das macht sie umso authentischer. Auch die anderen Charaktere waren liebevoll gestaltet, sodass ich mich als Leser*in direkt wie ein Teil des Internats gefühlt habe. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass man über Mika, Louises Love Interest mehr erfährt, aber nichtsdestotrotz war ich, genau wie Louise erstaunt, was sich hinter ihrer Fassade verbirgt.

Was mir auch richtig gut gefallen hat, war die Geschichte in der Geschichte: Louises große Leidenschaft ist das Schreiben und es werden immer wieder Ausschnitte aus ihrem Schreibprojekt, einem queeren Fantasyroman, eingeschoben. Man sieht schnell die Parallelen zu ihren Wünschen, Träumen und wie sie Erlebtes durch das Schreiben verarbeitet.

Louise weiß um ihre Queerness, jedoch schiebt sie diese immer beiseite, da sie sehr negative Erfahrungen gemacht hat, sodass nach wie vor die Angst vor Ablehnung sehr groß ist, vor allem da sie sich im Internat immer wohler fühlt.

Alicia hat, so denke ich, vielen (jungen) Frauen eine Stimme gegeben, denn ich muss sagen, dass ich so ein Buch gebraucht hätte, als ich jünger war. Und auch wenn natürlich auch das brisante Thema Outing angesprochen wird, so zeigt die Autorin auch hier verschiedene Wege auf, sowie die verschiedenen Reaktionen, die einen erwarten können (denn leider hat nicht jede*r ein unterstützendes und akzeptierendes Umfeld).

Besonders positiv aufgefallen ist mir der Schreibstil. Ich habe Alicias New Adult Roman auch gelesen und auch wenn ihr Schreibstil immer angenehm war, so wirkte er in den vorherigen Büchern doch manchmal etwas holprig (woran das aber genau lag, kann ich nicht benennen). Hier war dem nicht so. Er war absolut flüssig und stimmig und authentisch.

Auf den 400 Seiten passiert recht viel, sodass auch die Handlungsdynamik dazu beigetragen hat, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Des Weiteren hat Alicia eine richtige Wohlfühlatmosphäre erschaffen, was ich ja absolut liebe!

FAZIT

Ein wunderbares queeres Jugendbuch, das mich absolut begeistern konnte. Definitiv mein Jahreshighlight!