Montag, 28. Mai 2018

Rebecca (Daphne du Maurier)



Titel: Rebecca
Autor: Daphne du Maurier
Preis: € 12,00 [D]
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl: 524
Verlag: Insel Verlag (Suhrkamp)
Reihe: -
Altersempfehlung: -
Meine Wertung: 4,5 Herzchen
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Inhalt 
In einem Hotel an der Côte d’Azur lernt Maxim de Winter eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen kennen. Die beiden verlieben sich, und schon nach kurzer Zeit nimmt sie seinen Heiratsantrag an und folgt dem Witwer nach Cornwall auf seinen prachtvollen Landsitz Manderley. Doch das Glück der Frischvermählten währt nicht lange: Der Geist von Maxims toter Ehefrau Rebecca ist allgegenwärtig, und die ihr ergebene Haushälterin macht der neuen Herrin das Leben zur Hölle, sie droht nicht nur die Liebe des Paares zu zerstören. Als ein Jahr später plötzlich doch noch Rebeccas Leiche gefunden wird, gerät Maxim de Winter unter Mordverdacht … 

Der erste Satz
Gestern Nacht träumte mir, ich sei wieder in Manderley.*

Meine Meinung 
In dem Buch Herz aus Glas (hier geht es zu der Rezension), dem ersten Teil einer Trilogie von Kathrin Lange, zieht die Protagonistin Vergleiche zu ihrer eigenen Situation aus dem Klassiker Rebecca. Da ich neugierig auf die Parallelen zwischen diesen beiden Werken war, habe ich letzteres unter anderm unter diesem Aspekt gelesen.
In Rebecca ist unsere Protagonistin namenlos und doch besteht durchaus Identifikationspotential. Sie ist Anfang zwanzig, also noch recht jung, unbedarft und vielleicht auch etwas naiv und verträumt, aber vor allem steht sie im Schatten ihrer Arbeitgeberin Mrs. Van Hopper. Im Verlaufe der Handlung durchläuft die Protagonistin eine interessante, wenn auch nicht ganz unproblematische Entwicklung: über die beflügelte Verliebtheit, die Zweifel an der Ehe, die Angst vor einigen Hausangestellten, die Paranoia und Besessenheit von Maxim de Winters erster Frau sowie die fraghafte Loyalität zu ihrem Gatten. Dieser war ein undurchschaubarer Charakter- zu einem überaus liebevoll, zu anderem hatte er einen verborgenen Hang zur Aggression, der jedoch immer nur angedeutet wird. 
Aufgrund dessen war das Verhältnis zwischen ihnen schwer zu durchschauen, was den weiteren Handlungsverlauf schwer vorhersehbar machte. Dies führte zu einem Spannungsbogen, der mich nicht nur das Buch hat verschlingen lassen, sondern auch einen düstere, beklemmende Atmosphäre erzeugt, die zusätzlich durch die äußeren Begebenheiten als auch durch bestimmte Nebencharaktere verstärkt wird. Rebeccas Geist scheint über allem zu hängen, sodass sich ein Bild von einer Person ergibt, die man eigentlich gar nicht kennenlernt, wobei Vorstellung und Realität sich nicht bedingt decken müssen.
S.45
Ab der Hälfte des Buches gibt es einen Plottwist, mit dem ich keineswegs gerechnet habe und bei dem mir wortwörtlich der Mund aufgeklappt ist. Durch diese Wendung bekommen die vorherigen Ereignisse eine ganz andere Bedeutung und werden in ein anderes Licht gerückt. Des Weiteren stehen Fragen wie Was ist Schein, was ist Realität?, Welche Taten können vergeben werden? und Wie weit darf Loyalität reichen? im Fokus, wobei sich der Leser hier eine eigenen Meinung bilden muss. Zudem wird immer wieder die Ehe zwischen der Protagonistin und Maxim indirekt kritisch  auf moralischer Ebene hinterfragt, denn schließlich liegen zwischen den beiden um die zwanzig Jahre Altersunterschied, was zu der damaligen Zeit eher verpönt war.
Großer Pluspunkt ist ebenfalls die Erzählweise: ein derart malerischer und distanzierter aber auch gleichzeitig »intensiver« Schreibstil aus der 1. Person haben das Leseerlebnis zu etwas ganz besonderem gemacht, da man zu einem die äußeren Begebenheiten wie beispielsweise das prächtige Anwesen vor Augen hatte, sich aber auch gleichzeitig in der Gefühlswelt der Protagonistin befunden hat.
Das Einzige was ich zu kritisieren habe, ist das die Besessenheit bezüglich Rebeccas bei der Protagonistin sehr plötzlich einsetzt- eine langsame Entwicklung hätte durchaus authentischer gewirkt, ebenfalls war das Ende ziemlich abrupt, hier hätte ich mir etwas »Runderes« gewünscht.

Fazit
Dieses Buch ist definitiv eines meiner Highlights aus diesem Jahr. Ich könnte stundenlang davon schwärmen und kann diesen Klassiker nur empfehlen!
4,5 / 5 ♥︎


*Anmerkung: Den ersten Satz habe ich aus meiner Ausgabe aus dem Jahr 1954 übernommen, die damals vom Bertelsmann-Lesering verlegt wurde. Die verlinkte Ausgabe vom Insel-Verlag (auf die sich auch alle Angaben wie Preis, Seitenzahl etc. beziehen), unterscheidet sich zwar inhaltlich nicht von der meinen, jedoch gibt es erhebliche Unterscheide in der Übersetzung. Nach kurzem Einlesen in die neue Übersetzung konnte ich feststellen, dass diese  moderner ist als die von 1954. Falls du lieber einen »altertümlichen« Schreibstil bevorzugst, empfehle ich dir nach einer älteren Ausgabe zu suchen, da hier einfach die Sprache ganz anders ist.  Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich die ältere Übersetzung lieber mag, da hier eine ganz andere Atmosphäre aufkommt und auch die Gesamtstimmung des Buches greifbarer ist.

3 Kommentare:

  1. Hey Elisa,
    nach deiner Rezension habe ich das Buch direkt auf meine Buch Bucket List gesetzt. Es klingt nach einer richtig tollen Geschichte!
    Liebe Grüße, Petra

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  2. Hallo Elisa,

    ich kannte dieses Buch vorher gar nicht, aber deine Schwärmerei hat mich sehr neugierig gemacht, zumal ich mir sowieso in den Kopf gesetzt habe, hin und wieder mal Klassiker zu lesen - dieses Buch klingt doch nach einem neuen potenzielle Kandidaten. :D

    Liebe Grüße
    Dana

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    Antworten
    1. Du solltest es definitiv lesen! Meiner Meinung nach ist dieses Buch eine Vorform von dem, was man heute als »Psychothriller« betiteln würde, wenn auch weniger brutal. :) Ohwohl es schon über ein Jahr her ist, dass ich »Rebecca« gelesen habe, schwärme ich immer noch davon und empfehle es so gut wie jedem, der eine gute Lektüre sucht. Meine Begeisterung hat also nicht nachgelassen, was definitiv für das Buch spricht.

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